Mehr Sicherheit an Schulen
„Die Schule als Lern- und Lebensort muss sicherer werden“, sagt Marcel Bösel, JRK-Bundesleiter. Die Gesamtzahl der Schulunfälle war in den letzten Jahren zwar rückläufig, auch aufgrund der Einschränkungen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie. Trotzdem lag die Anzahl nach Angaben der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung im vergangenen Jahr mit rund 37 Unfällen je 1.000 Schüler fast doppelt so hoch wie die Zahl der Arbeitsunfälle mit rund 20 je 1.000 Vollarbeitende. „Mitschülerinnen und Mitschüler sind oft direkt an Ort und Stelle und so die Ersten, die Hilfe leisten können“, erklärt Bösel. „Damit Kinder und Jugendliche wissen, wie sie im Ernstfall am besten reagieren, ist es wichtig, sie frühzeitig und vor allem regelmäßig mit Maßnahmen der Ersten Hilfe vertraut zu machen“. DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt betont deshalb: „Neben der Förderung der JRK-Schularbeit fordern wir schon seit langem, das Thema Erste Hilfe flächendeckend in den Lehrplan aufzunehmen, um die Vermittlung von Erste-Hilfe-Inhalten an Schulen nachhaltig zu verankern.“
JRK – zuverlässiger Partner an Schulen
Mit seinen Programmen, Initiativen und Angeboten für alle Altersklassen ist das JRK seit vielen Jahren zuverlässiger Partner der Schulen. Es arbeitet aktuell bundesweit mit etwa 5.300 Grund- und weiterführenden Schulen zusammen und erreicht regelmäßig rund 80.000 Schülerinnen und Schüler. Dabei lernen junge Menschen altersgerecht Ideen und Maßnahmen der Ersten Hilfe kennen, damit Hemmungen, Hilfe zu leisten, gar nicht erst entstehen. So erfahren sie Selbstwirksamkeit und abstrakte Werte wie Menschlichkeit und Empathie werden mit Leben gefüllt. JRK-Bildungsangebote fördern also auch die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen. Ein weiterer positiver Effekt: Kinder und Jugendliche multiplizieren ihre Erfahrungen und ihr neu erlerntes Wissen in ihrem sozialen Umfeld, geben also wichtige Kenntnisse niedrigschwellig an Geschwister, Eltern oder im Freundeskreis weiter.
Schulsanitäter AG an der Europaschule
Auch der DRK Kreisverband Biedenkopf setzt seit Jahren auf Erste Hilfe Kurse an Schulen. Am 27. September startet beispielsweise eine Schulsanitäter AG in der Freiherr-vom-Stein Schule in Gladenbach. An der Europaschule vermittelt Joachim Scholz, Erste Hilfe Ausbilder des DRK Kreisverbandes Biedenkopf, den Jugendlichen das Absichern und Helfen bei Unfällen, Wundversorgung, den Umgang mit Gelenkverletzungen und Knochenbrüchen, Verbrennungen, Hitze und Kälteschäden, Verätzungen und Vergiftungen. Lebensrettende Sofortmaßnahmen wie die stabile Seitenlage und Wiederbelebung sowie zahlreiche praktische Übungsmöglichkeiten gehören ebenso zum Kurs und geben einem ein gutes Gefühl, schließlich kann man danach richtig helfen.
Hinterlandschule – ganztägiger Erste Hilfe Kurs
Am 13. Juli fand bereits an der Hinterlandschule ein ganztägiger Erste Hilfe Kurs mit 13 Jugendlichen im Alter von 15 bis 18 Jahren statt, der durch Joachim Scholz, geleitet wurde. „Wir freuen uns, dass der Erste Hilfe Kurs von den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 9 so gut angenommen wurde. Dieser war sofort ausgebucht. Es besteht also nicht nur von unserer Seite ein großes Interesse Schulsanitäter bei uns zu etablieren, sondern auch seitens der Schülerinnen und Schüler“, so Andreas Acker, Stufenleiter 7 -10 an der Hinterlandschule Biedenkopf. „Das Spektrum für Sanitätshelfer ist breit, man kann sie als Pausendienst einsetzen, das heißt einen Sanitätsraum in der großen Pause besetzen, sie können z. B. per Handy aus dem Unterricht alarmiert oder bei den Bundesjugendspielen eingesetzt werden. Das ist immer auch ein wenig von der Größe der Schule abhängig, von der Länge der Schulzeit und von den Einsatzzielen“, so Joachim Scholz.
Einsteiger und Profis
Unter den 13 Schülern, die den Erste-Hilfe-Kurs an der Hinterlandschule besuchten, waren sowohl Einsteiger als auch Schüler mit Vorerfahrung. Zwei von ihnen brachten bereits sehr gute Kenntnisse mit, da sie bei der DLRG in Buchenau und Wallau sehr aktiv sind, zwei hatten bereits einen Erste-Hilfe-Kurs besucht, da sie über einen Motorradführerschein verfügen, drei von ihnen kamen bereits bei der Jugendfeuerwehr mit dem Thema in Berührung und für andere war es komplettes Neuland. „Die Jugendlichen waren sehr engagiert, man hat einfach gemerkt, dass sie Interesse an dem Thema haben“, so Joachim Scholz. „2011 hatten wir einen Referendar, der den Schulsanitätsdienst an unserer Hinterlandschule etablieren wollte. Nach seinem Weggang lag das Ganze brach, dann kam Corona als große Hürde hinzu. Wir sind nun froh, dass wir eine Kollegin haben, die das Thema aktiv angehen will. Es soll nicht bei einem Erste Hilfe Kurs hier an der Schule bleiben, sondern es soll ein nachhaltiges Projekt werden“, ergänzt Andreas Acker. Der Startschuss ist an der Hinterlandschule auf jeden Fall gefallen. Häufig bringen die Erste-Hilfe-Kurse des DRK Kreisverbandes Biedenkopf nicht nur gute Schulsanitäter hervor, sondern Ehrenamtler, die im Katastrophenschutz arbeiten. So traf Joachim Scholz bei seinem Einsatz nach der Flutkatastrophe im Ahrtal ehemalige Schulsanitäter. Häufig werden auch die Weichen für ein FSJ im Rettungsdienst gestellt.
Alle, die einem Erste Hilfe Kurs interessiert sind, können sich auf der Webseite des DRK (www.drk-biedenkopf.de) hierüber informieren.